Farben einer zerstörten Stadt

Mittwoch, 08.04.2015

Hallo ihr Lieben! 

Nach so viel Natur hat es mich auf meiner Reise wieder in eine Stadt verschlagen. Christchurch.  Eine Stadt,  die sich nach dem Erdbeben vor vier Jahren komplett dem Wiederaufbau widmet. Risse in den Fassaden, zersplitterte Fensterscheiben,  immernoch verwüstete Cafés und Restaurants die durch Zäune und provisorische Holztwände von der Straße abgegrenzt sind. Die zerstörte Kirche steht monumental wie ein Sinnbild der Trostlosigkeit und Zerstörung im Stadtzentrum und der Staub weht durch die Straßen. Das ist auch das Bild, das Leute die schon hier waren als Rückmeldung geben.  "Die Stadt ist kein Ort an dem man länger als zwei Tage bleibt. " "Da zu Wohnen macht depressiv." und natürlich, "Es ist einfach hässlich...", habe ich zuvor immer wieder gehört; ich glaube ich hab niemanden getroffen,  dem es hier gefallen hat.

Wenn man in die Stadt hinein fährt, ist davon allerdings erst mal gar nichts zu spüren. Bei unserer Ankunft, fahren wir durch ein sehr modern anmutendes Viertel, das sogar etwas luxuriöser aussieht. Alles Neubau eben und ja man könnte es als uninteressant bezeichnen... Weiter im Stadtkern sieht man dann ertse Anzeichen der imensen Auswirkungen des Erdbebens. Auf dem Weg zu meinem Hostel laufe ich an vielen Baustellen vorbei, die gar kein Ende zu finden scheinen.

Im Hostel angekommen, falle ich erstmal auf mein Bett, der Weg war mit schwerem Rucksack und leicht lädiertem Bein dann doch laenger als gedacht... Und was für ein Bett das war! Ich habe mich definitiv sofort verliebt. Das war das gemütlichste Bett in dem ich je geschlafen habe, mein eigenes eingeschlossen, und ich meine jeder kennt den Komfort des eigenen Betts...

Gelandet bin ich in einem Twin Room für den man normalerweise ja ein kleines Backpackervermögen ausgibt, der diesmal aber nur 23 $ gekostet hat. Eine Investition die sich gelohnt hat, mit netter Mitbewohnerin inklusive. Sarah und ich haben uns am nächsten Morgen gleich mal auf eine Stadttour begeben, sie war allerdings schon das dritte Mal hier in Christchurch und wurde daher zu meinem Tourguide beordert.

Erst wurden natürlich alle wichtigen zerstörten Gebaude abgeklappert, wie zum Beispiel besagte Kirche, und dann haben wir einen kleinen Abstecher zum Empty Chairs Memorial gemacht, ein sehr schlichtes aber dennoch sehr beeindruckendes und irgendwie berührendes Denkmal für die Opfer des Erdbebens. Ein jeder Stuhl ist anders - Sessel, modern oder im Granny-Style, Bürostühle, oder solche, die aussehen als würde die Queen höchst persönlich darauf dinnieren, Rollstühle und Babysitze, Schemel und Liegestühle - ein jeder einzigartig und representativ für die Verstorbenen. Befestigt an jedem Stuhl ist eine kleine Plastikvase und man wird dazu aufgefordert, sich für ein Gebet oder nur zum Ablegen einer Blume auf einen Stuhl zu setzen, der einen anspricht. Eine Fläche voll weißer Stühle, durchaus sehr beeindruckend.

Je länger man durch die Stadt wandert wird einem die wohl dominanteste Seite des Wiederaufbaus bewusst. Überall in der Stadt findet man bunte Graffitis, bemalte Bänke und jetzt über Ostern jede menge übergroße bemalte Eier. Die Restart Mall, bestehend aus leuchtend bunten Kontainern lockert die Innennstadt auf. Wenn man am Casino vorbeiläuft scheint dieses zunächst von einer bröckelnden beschädigten Fassade gezeichnet und es dauert kurze Zeit bis wir deren besonderen Effekt als charakteristisches Motiv des ganzen Gebäudes wahrnehmen.  Es sind Silhouette von Spielkarten,  die nun mal umgedreht keinen Sinn ergeben. Cafés und Restaurants nutzen die Elemente des Wiederaufbaus zu innovativenund vor allem dekorativen Geschäftsideen, wenn mit Plastik verkleidete Baugerüste gleichzeitig zur Außenfassade mit integrierter Sitzgelegenheit und Stehtisch umfunktioniert werden. Und es gibt wirklich wirklich viele kleine Restaurants dort, die nicht wirklich trostlos erscheinen. 

Allgemein würde ich allerdings schon sagen, dass Christchurch kein Ort ist an dem ich lange bleiben würde allein schon wegen des mangelnden Angebots an Aktivitäten über den Tag, da ist die Atmosphäre gar nicht so ausschlaggebend,  nicht dass ich es als so schlimm empfunden hätte. Wenn man sich allerdings vorstellt,  dass vor vier Jahren die ganze Stadt so aussah wie der Großteil der Gebäude kann man sich den Anblick der Welt nach dem zweiten Weltkrieg dann doch schon ein bisschen eher vorstellen...

An unserem letzten Tag sind wir dann an den Strand gefahren,  sagen wir einen Versuch war es wert aber es war kalt und windig anstatt Sonne nur Wolken also ging es ein wenig durchgefroren wieder zurück und dann unter die heiße Dusche.

Das ist jetzt schon wieder ein paar Tage her, da hätte ich doch beinahe vergessen das Wichtigste zu erzählen...Ich war Zeuge einer Mondfinsternis!  Gegen zwei Uhr morgens starrten Sarah und ich gemeinsam mit Santa Claus - so hat er sich uns vorgestellt- gen Himmel und konnten hinter dem Schatten unseres Planeten einen rötlichen Mond erkennen, der sich hinter den Wolken hervorschob. Der Ire wollte uns jedenfalls par tout nicht seinen Namen nennen, aber das macht das Ereignis dann doch noch etwas magischer... Mondfinsternis mit Santa Claus :)

Damit wünsche ich euch eine sehr besondere Nacht. Bis zu nächsten Mal :)