Milford Sound - Reise ins Nimmerland

Sonntag, 19.04.2015

Guten Morgen ihr Lieben! 

Okay, für mich ist es jetzt doch nicht mehr so früh am Morgen,  es ist elf, aber da ich erst vor einer Stunde aufgestanden bin denke ich, kann man das durchgehen lassen...

Momentan befinde ich mich in Invercargill, beim Frühstück, und das sieht um ehrlich zu sein gar nicht so schlecht aus... Toast mit Wahl zwischen Avocado und Jam Milch und danach Tee und eine Schmerztablette...herrlich!

Warum ich heute erst um zehn wach war, obwohl ich um acht gestern schon tief und fest geschlummert habe, möchte ich auf den Schlafmangel der letzten drei Tage schieben. Queenstown ist eine der Städte wo es Backpackern wohl kkaum möglich ist ausreichend Schlaf zu finden. Dafür sind vor allem die lärmenden Menschen im eigenen Zimmer, die erst spät nachts von Gelegenheitsjobs bei McDonalds & Co nach und nach eintrudeln, und andererseits die viel zu früh angesetzten Busse verantwortlich. 

Mein Bus nach Milford Sound fuhr morgens um 7:00 schon ab, was bei einem 12 stündigen Ausflug Sinn macht, aber grausam ist, wenn das Licht im Zimmer erst um 3 Uhr morgens erlischt...                Die Reise war am Tag davor ganz schnell gebucht und dann musste ich außer Regenjacke, Mütze, Schal und Kamera kaum etwas einpacken. 

Los ging es dann mit einer zweistündigen Busfahrt nach Te Anau um unsere letzten Mitreisenden einzusammeln und einen kurzen Kaffeestop einzulegen, für die die es nötig hatten. Mir war dann so kalt,  dass ich mir im Souvenirshop dann noch ein Paar Handschuhe kaufte die, zusammen mit meiner Mütze, die wahrscheinlich beste Winterkleidung sind, die ich mir jemals zugelegt habe.

Es war eiskalt an dem Tag und als wir in den Bus stiegen fing es dann auch noch heftig an zu regnen,  was im Fjordland jedoch nicht gegen einen wunderschönen Tag spricht.                                                   Wir haben unsere Bustour dann fortgesetzt. Etwas mehr als weitere zweieinhalb Stunden Fahrt mit einigen Zwischenstopps. Da hieß es dann alle Mann raus aus dem Bus und Wandern. Der Busfahrer setzte uns bei jedem Stopp am Beginn kleiner Wanderwege ab und wir durften dann durch die Landschaft schlendern, oder bei diesem Wetter dann wohl eher durch die Pfützen waten, bis wir am Ende wieder vom Bus eingesammelt wurden.

Unser erster Stopp lag im Eglinton Valley mitten im Fjordland National Park. Der Weg führt entlang eines kleinen Sees aus dessen Tiefen sich unzählige Bäume erheben, deren Wurzeln unter Wasser schwebend in einem dichten Netz verlaufen dem Ganzen etwas Verwunschenes gaben, während sich auf der Oberfläche die Berge und Wolken spiegeln.

  

 

Vom Regen dann größten Teils verschont, ging es wieder in den Bus und zum nächsten Halt. Ein weiterer Teil des Tals, durch das hier ein kleiner Fluss verlief, so winzig, dass man eher von einem Bach sprechen sollte. Auf Empfehlung des Busfahrers kauerten sich kurz darauf etwa dreißig Reisende ans Flussufer um mit ihren Händen Wasser zu schöpfen und davon zu kosten, denn 'Besseres Wasser findet man sonst nirgendwo in der Welt!' Und der Busfahrer muss es ja wissen... Ich glaube sogar er hat recht damit, besseres Wasser habe ich wirklich noch nicht getrunken.               Die Wolken hingen mittlerweile so tief, dass sie fast zu greifen nah schienen, wie sie so langsam und schwer durch das Tal und um die Berggippfel waberten.

 

Nachdem die Wasserflaschen nun wieder aufgefüllt waren ging es gleich weiter. Diesmal hielten wir am Rande eines kleinen Regenwaldes. Der Regen hatte sogar noch zugenommen und prasselte ununterbrochen auf unsere Gruppe nieder, für das was es zu sehen gab, jedoch um so besser.        Der schmale Kiesweg schwamm bereits zum größten Teil im Wasser und so tänzelte ich auf nicht komplett wasserdichten Schuhen von Insel zu Insel und bahnte mir meinen Weg durch langsame Touristen mit riesigen Regenschirmen und Farnen am Wegesrand. Der Regen lief in dicken Tropfen über die Blätter und es war als könnte man den ganzen Wald singen hören. Kleine Bachläufe wurden zu beinahe schon reißerischen Wasserfällen und der Duft von Regen und nasser Erde einfach himmlisch...    

Dann ging es durch einen Tunnel gehauen in massiven Fels hindurch in das Tal der tausend Wasserfälle. Seit dem Morgen schon hatte es nun ohne Unterlass geregnet. Das Wasser floss in kleinen Rinnsalen von den Bergkuppen hinunter und verflochten sich hinter den Nebelschwaden zu zierlichen bis hin zu breiten schnell fließenden Wasserfällen. Zu beiden Seiten ragten nun die mächtigen Felswände auf, zwischen denen sich unser Bus auf einem der schmalsten und gefährlichsten Highways Neuseelands, eventuell sogar der Welt, hindurchschlängelte.                     Man kann es nicht beschreiben, ich hab keine Ahnung wie ich das beschreiben soll, das muss man sehen. Wer einmal die Chance hat nach Neuseeland zu kommen und Milford Sound zu sehen, der hoffe auf schlechtes Wetter und mache sich auf den Weg und lasse sich ins Staunen versetzen.       Ich zumindest, saß höchst zufrieden und seelig lächelnd vor meiner Fensterscheibe, bis wir das Ferry-Terminal erreichten.

Da hat die ganze Meute geballter Reisegruppen dann gewartet und als dann das Törchen geöffnet wurde drängelten und rannten unsere lieben chinesischen Mitreisenden als ginge es um ihr leben und rings um mich herum vernahm ich mürrisches Gebrummel und Kommentare wie ' das ist wohl der Kulturunterschied...'

Als es dann alle auf das Boot geschafft hatten war wie zu erwarten immernoch reichlich Platz und man konnte sich auf einer der vielen Sitzbänke an den Tischen niederlassen und sich beim Mittagsbuffet aufladen, während das Schiff langsam vom Hafen ablegte. Was mich dann allerdings gewundert hat ist, dass kaum jemand sich auf das Außendeck gewagt hat. Na gut es hat geregnet, aber irgendwann auch nicht mehr all zu heftig und von innen konnte man bei den beschlagenen Scheiben nun wirklich nichts sehen und darum geht es ja eigentlich und nicht ums Essen, denke ich... Aber, umso besser für mich, so hatte ich mehr Platz zum gucken und Fotos machen.

   

Nebelverschleierte Berge und Wasserfälle so weit das Auge reicht...                     

Unter dem grauen, verregneten Himmel wirkt alles irgendwie düster und mystisch und als wir aus der Bucht auf das Tasmanische Meer wagen würde es mich kaum noch wundern wenn ein Schwarm Meerjungfrauen vor uns emporsteigen würden...                      So etwa habe ich mir immer die Welt von Peter Pan und Captain Hook vorgestellt...was ein Paradies...

Die tasmanische See war dann stürmischer als gedacht und von einer Sekunde auf die andere frischte der Wind auf und schlug mir in heftigen Böen entgegen und der Schiffsbug hüpfte in gewaltigen Sprüngen über die Wellen. Auf wackeligen Beinen über den rutschigen Boden versuchte ich wieder den Rückweg ins Schiffsinnere anzutreten, als uns die nächste große Welle erwischte und ich hart mit den Knien auf das Metall aufschlug und mich auf dem Boden wiederfand. Zurück im Warmen ließ ich mich in das Sofa vorm Fenster sinken und konnte schon die blauen Flecken vom nächsten Tag spüren.

Lange hat es mich jedoch nicht drinnen gehalten. Sobald die sichere Bucht zwischen den Bergen wieder erreicht war und wir uns auf ruhigem Gewässer befanden stand ich auch schon wieder im Wind. Der Kapitän ist dann so nah wie eben möglich an den Felswänden vorbeigefahren und so bekam ich sogar eine der freilebenden Robben zu sehen und erfreute mich an den kühlen Spritzern der durch den Regen immer gewaltigeren Wasserfälle, die der Wind in mein Gesicht trug.

Ich habe meinen Tag sehr genossen und kann das wirklich jedem nur empfehlen, eventuell sogar bei Sonnenschein,  da bekommt man viel häufiger Robben und auch Delfine zu Gesicht.                 Magisch wie im Nimmerland eben... bei mir blieb es allerdings nur bei dieser einen Robbe und ich bin dennoch mehr als glücklich!  Auf der Rückfahrt habe ich dann geschlafen, hat wie gesagt auch nicht so viel geholfen, da ich meinen Bus am nächsten Morgen schon wieder um 6:50 erwischen musste. Hat ja gottseidank auch alles relativ gut hingehauen, wo wir wieder bei meinem Spätstück wären...

Damit Guten Appetit und mein wahnsinns Aufenthalt in Invercargill folgt dann natürlich im nächsten Eintrag.

Einen magischen Tag euch!